LaSalle: Wie würdest du dich in drei Worten beschreiben?
Jörg: Geniesser, Weinfreak, Familienmensch.
LaSalle: Du kommst ursprünglich aus dem Südtirol. Was hat dich nach Zürich – oder in unser Restaurant – gebracht?
Jörg: Der Wunsch, Teil der gastronomischen Elite zu sein.
LaSalle: Das ist schmeichelhaft für uns und für Zürich. Kannst du das genauer ausführen?
Jörg: Die Schweiz war schon während meiner Schulzeit in der Hotelfachschule Meran ein Fernziel meiner Karriere. Alle sprachen über die hohen Standards und die gepflegten Betriebe. Als ich dann im Jahr 2009 fix in die Schweiz zog, diverse Arbeitsstationen in Gstaad, Luzern und in St.Moritz absolvierte, war Zürich eigentlich nicht auf meinem Radar. Aus privaten Gründen zog ich 2016 nach Zürich und merkte sofort, dass es hier eine pulsierende, hochstehende Gastronomie gibt, in der man Gas geben muss, um vorne dabei zu sein. Das hat mich angespornt und ich liebe diese Herausforderung. Zudem bin ich sehr kreativ und schätze es, dass die Gäste hier offen für Neues sind. Ich konnte und kann viele meiner Ideen realisieren und erfolgreich sein, was mir wiederum viel Energie und Elan gibt, weiter zu machen und meinen Teil zu einer blühenden, spannenden Gastronomiewelt beizutragen.
LaSalle: Was ist dein Lieblingsgericht, auf unserer Karte oder generell?
Jörg: Auf unserer Karte bin ich ein großer Fan von saisonalen Gerichten, besonders wenn sie regionale Zutaten hervorheben. Generell liebe ich die Klassiker aus meiner Heimat: Südtiroler Knödel und Schlutzkrapfen. (Anm. Schlutzkrapfen sind eine regionale Spezialität aus dem Tirol. Sie ähneln den italienischen Ravioli und bestehen aus einer Mischung aus Roggen- und Weizenmehl.)
LaSalle: Was macht dich – abgesehen von gutem Essen – richtig glücklich, beruflich oder privat?
Jörg: Ein entspannter Tag mit der Familie und eine gute Flasche Wein.
LaSalle: Apropos Wein – das ist ja eine große Leidenschaft von dir. Woher kommt diese Begeisterung?
Jörg: Ich komme aus einer Winzerfamilie mit langer Tradition. Meine erste Fassprobe hatte ich mit 7 Jahren und später, während meiner Service-Karriere hat es mich nochmals total begeistert, sodass ich das WSET Level 3 absolviert habe. Wein ist ein Kulturgut, welches nicht nur hervorragend schmecken kann, sondern auch enorm viel Emotion transportiert. Ich liebe es, die Geschichten der Winzer zu erfahren und zu teilen, spezielle Geschmäcker und Weinstile zu entdecken und mit Freunden und Gästen darüber zu sinnieren. Ich denke am meisten begeistert mich am Wein das Sammeln und Entdecken.
LaSalle: Welche Superkraft hättest du gerne?
Jörg: Ich würde gern Alkohol neutralisieren können – rein aus Genussgründen, versteht sich! So könnte ich mich durch alle Weine der Welt probieren, ohne mir über die Nebenwirkungen Gedanken zu machen.
LaSalle: Du hast einige Zeit im Engadin gearbeitet. Gibt es eine spezielle Erinnerung aus dieser Zeit, die dir besonders am Herzen liegt?
Jörg: Ja, ich erinnere mich an meine Spaziergänge während der Zimmerstunde. Im Wald sah ich Wacholder wachsen und dachte mir, das würde einen guten alpinen Gin geben. Also sammelte ich alle möglichen alpinen Botanicals und kreierte einen Haus-Gin für das Hotel, in dem ich arbeitete. Von jedem Jahrgang gab es 100 Flaschen à 50cl, und von jedem Jahrgang habe ich die Flasche 1/100 bei mir Zuhause.
LaSalle: Was ist das ausgefallenste Gericht, dass du je probiert hast?.
Jörg: Gebackene Kalbsmilken mit Senfglace – vielleicht nicht das spektakulärste aller Gerichte, aber das ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben und ich habe es so nie wieder auf einer Karte gesehen.
LaSalle: Zum Abschluss, wenn du unseren Gästen einen Tipp für den perfekten Abend in Zürich geben müsstest, was wäre das?
Jörg: Im Winter würde ich das Wow-Museum empfehlen, gefolgt von einem Apéro bei Vergani an der Löwenstrasse. Zum Abendessen dann ins «du Théâtre», ins «Old Inn» oder natürlich ins «LaSalle». Im Sommer würde ich erst an der Seepromenade flanieren, einen Drink im «Odeon» nehmen und anschließend im «Gartenhof» oder in der Pizzeria «Artechiara» in Dietikon einkehren – für mich die beste neapolitanische Pizza in der Gegend.
Lieber Jörg, herzlichen Dank für das Interview